Unser diesjähriger Haupturlaub führte uns nach Bayern. An den Chiemsee um genau zu sein.
Wir hatten ein eigenes kleines Ferienhäuschen mit vielen Feldern und Wiesen ringsherum. Perfekt, um die Tage mit schönen Hundespaziergängen zu beginnen und enden zu lassen (wenn die Massen an Mücken nicht gewesen wären, wäre es noch entspannter gewesen).
Auch zu dem Areal gehörte ein eigener umzäunter Bereich am Wasser. Nachdem wir Sherlock mehrere Wochen schonen mussten, da er sich beim Toben mit einem sehr viel schwereren Hund am Rücken verletzt hatte, war nun endlich die Zeit gekommen, dass er wieder nach eigenem Ermessen rennen durfte. Wir leinten ihn also in dem menschenleeren Gebiet ab und „Feuer frei!“. Es war so herrlich mit anzusehen, wie er Gas gab. Er rannte und schlug Haken, als wäre nie etwas gewesen. Er erkundete in einem Affenzahn den kleinen Strand, das Gebüsch ringsherum und rannte im Übermut sogar ins Wasser. Er rannte den geworfenen Stöckchen hinterher und konnte einfach endlich wieder Hund sein. So startete der Urlaub für alle mit einem guten Gefühl.
Generell hat Sherlock mit neuen Umgebungen überhaupt kein Problem. Er übernachtet in jedem Hotel, in jeder Ferienwohnung ohne Unbehagen. Hauptsache wir sind in der Nähe und passen auf ihn auf.
Wenn man schon am Chiemsee ist, muss man natürlich die Herreninsel und die Fraueninsel erkunden. Da kommt man am entspanntesten mit der Fähre hin. Hunde sind erlaubt. Und Sherlock musste auch keine Maske oder Maulkorb tragen. Die vielen fremden Menschen waren ihm herzlich egal und er konnte die Überfahrten in Ruhe genießen. Und wir auch. Auf der Fraueninsel kam es sogar zu einer sehr lustigen Situation, als ein Schwarm Enten tatsächlich hinter Martin und Sherlock her schwamm. Da hat der Entenlockhund seinem Namen alle Ehre gemacht.
Auf der Herreninsel durfte Sherlock sogar in der Pferdekutsche mitfahren. Es war alles bis auf den letzten Platz belegt, aber er ist ja klein und von seiner Natur her ohnehin ein Schoßhund und so kam er kurzerhand auf Martins Schoß. Er war der Hingucker der gesamten Tour und wurde von jedem mindestens einmal fotografiert. Die schöne Umgebung ringsherum wurde kaum noch eines Blickes gewürdigt. Alle waren fasziniert von diesem artigen Hund.
Einen Tag unseres Urlaubs waren wir in Salzburg. Sherlock hat es in Städten immer ein bisschen schwer, weil er sich ungern auf Stein löst. Zum Pullern oder gar Häufchen machen braucht er Gras oder wenigstens Erde unter den Pfoten. Er ist definitiv kein Stadthund, der an jeden Laternenpfahl markiert.
Aber auch Salzburg hat er bravourös gemeistert. Aus Menschensicht ist Salzburg übrigens eine wunderschöne Stadt und auf jeden Fall einen Besuch wert! Die Menschen waren auch unglaublich freundlich und es war auch kein Problem mit Hund essen zu gehen. Die nette Dame, die uns einen Platz anwies, war auch absolut hingerissen von Sherlock.
Ich weiß zwar nicht, was er damit meinte, aber es gefällt mir! Königshund Sherlock.
Auch ein absolutes Muss bei diesem im Grunde Hochsommerwetter ist eine Radtour rund um den Chiemsee. Da wir es bisher versäumt haben Sherlock das saubere Laufen am Fahrrad beizubringen, haben wir uns zu den zwei Rädern auch einen Hundeanhänger geliehen. Und es waren keine e-Bikes! Nur gute Muskelkraft! Der Chiemseeradweg ist zum Glück auch größtenteils flach. Sherlock hat die Aussicht aus seinem Anhänger sichtlich genossen. Er hat oft die Nase herausgestreckt und nach links und rechts geguckt. Keine Sorge, er hätte nicht rausspringen können, da er mit einem Gurt am Geschirr angeschnallt war.
Aber selbst Hunde neben seinem Anhänger haben ihn nicht dazu veranlasst unruhig zu werden oder heraus zu wollen. Die größte Mühe hatte Martin, der den Anhänger den kompletten Tag ziehen durfte.
Aber wir haben reichlich Pausen gemacht um die schöne Landschaft zu genießen. Auch Sherlock sollte sich schließlich die Pfoten vertreten dürfen und tat dies auch, zum Beispiel direkt im See.
An einem anderen Tag haben wir meine Großeltern besucht. Beide schon über 80 wohnen sie im Allgäu, sodass wir sie nur sehr selten sehen. Sie hatten früher selbst einen Hund und freuten sich daher auch über unseren Besuch zu dritt.
Es ist so unglaublich schön zu sehen, wie alte Menschen in Gegenwart von freundlichen Hunden aufblühen. Sie lachen wieder mehr, sie bewegen sich viel freier und flüssiger. Vermutlich, weil sie einfach nicht drüber nachdenken, sondern sich einfach dem Hund zuwenden und sich freuen. Und Sherlock hat alles mit sich machen lassen.
In solchen Momenten wird einen klar, wie wertvoll zum Beispiel ausgebildete Therapiehunde sind! Wenn schon ein ganz normaler Hund solch einen Effekt hat. Ein Hund ist eben ein kleiner Glücksbringer, wortwörtlich.
Wenn man schon als Kind der norddeutschen Tiefebene im Chiemgau ist, dann muss man natürlich auch mal auf einen Berg. Und da ich aber nicht die geborene Bergsteigerin bin, haben wir abgekürzt und sind mit der Seilbahn zunächst auf den Gipfel des Hochfelln. Dort haben wir bei strahlendem Sonnenschein den Gipfel umrundet und auf einer Rasenfläche pausiert. Sherlock war hingerissen von den Gleitschirmfliegern. So große Vögel hatte er bisher nicht gesehen. Und so dicht über unseren Köpfen! Kamen sie zu nahe, musste er sie kurz anbellen. Aber vor allem hat er sie nicht aus den Augen gelassen. Das steinige Terrain war für ihn kein Problem. Galant wie eine Bergziege ging er die zum Teil schmalen Wege vor uns an der Schleppleine entlang.
Auch als wir dann von der Mittelstation aus zum Tal wanderten, zeigte er keine Ermüdungsanzeichen (im Gegensatz zu Frauchens Unterschenkeln).
Besonders schön war auch hier wieder sein Vertrauen zu uns zu erkennen: die Seilbahn, die wir hoch nutzten, war proppenvoll. Wie in einer Sardinenbüchse standen die Menschen dicht an dicht. Und der kleine Hund hatte die Ruhe weg und war sogar so frech sich auf den Boden zu legen. Zum Glück waren die Menschen um ihn herum rücksichtsvoll und versuchten (mit Erfolg) nicht auf ihn drauf zu treten. Es waren wohl alle froh, dass der Hund so ruhig war. Er war nicht einmal der einzige Hund in der Gondel, aber beide haben sich gegenseitig ignoriert.
Auf der langen Heimfahrt vom Chiemsee nach Brandenburg ist uns dann zufällig eine richtig schöne Raststätte begegnet. Sie hatte einen eingezäunten Hundeauslauf, der auch extra als Hundewiese gekennzeichnet war! Super! Gras, Bäume, Kotbeutel und Mülleimer. Groß genug um anderen Hunden aus dem Weg gehen zu können, klein genug, um den Hund jederzeit im Blick zu haben.
Wir haben darauf sogar ein paar andere verträgliche Hunde getroffen, sodass sich Sherlock noch einmal richtig austoben konnte, bevor die lange Fahrt weiter ging.
So kann ein Urlaub entspannt zu Ende gehen!